Das einzige, was ich im Mai wirklich schaue
Zu viel Quatsch da draußen
Liebe FreundInnen des guten TV- und Filmgeschmacks,
ich bin ganz ehrlich mit euch – ich schaue gerade wenig, weil ich weder Zeit noch Lust habe. Letzteres hängt auch damit zusammen, dass es immer schwieriger wird, Titel vorab zu rezensieren, weil PR-Menschen mittlerweile Bedingungen stellen wie: Serie XY kann ich nur freigeben, wenn die Besprechung gut wird. Achso!
Ehm, so läuft das nicht in meinem Haushalt.
Auch deswegen werde ich mich von der Aktualität ein bisschen verabschieden, unehrliche Empfehlungen kann und will ich mir hier nicht leisten. Im Umkehrschluss habe ich knallhart priorisiert.
Bevor wir ins Programm schauen, hier noch drei News, die mich glücklich bzw. besorgt gemacht haben.
Das fabelhafte The Studio von und mit Seth Rogen bekommt eine zweite Staffel – wenn das nicht nach einem "old school Hollywood-Buffet” schreit, weiß ich auch nicht.
Ich stehe Neuauflagen eher kritisch gegenüber, aber Practical Magic (auf deutsch: Zauberhafte Schwestern) von 1998 mit Nicole Kidman und Sandra Bullock war so ein zauberhafter Film (eventuell hatte ich ein Filmposter in meinem Bonn-Bad Godesberger Kinderzimmer hängen). Als bekannt wurde, dass es eine Fortsetzung mit b e i d e n gibt, habe ich mich wirklich gefreut. Startdatum: 16. September 2026. Ja, so wichtig ist dieser Film für mich.
Stichwort Neuauflagen: Einige Reboots, die anstehen, haben mich sprachlos gemacht. Eine himmlische Familie (7th Heaven) wird erneut angefasst – ausgerechnet von Jessica Biels Produktionsfirma (Mary Camden!). Dazu kann ich nur sagen: Gott steh’ uns bei. Dasselbe gilt für Scrubs, eine Serie, die ich in den frühen Zweitausendern zumindest die ersten 6 Staffeln religiös geschaut habe. Zach Braff ist als JD zurück, ich habe kein gutes Gefühl dabei, aber vielleicht auch nur, weil es mich an meine eigene Sterblichkeit erinnert.
Jetzt zur Tagesordnung:
The Four Seasons (ab 1.5.)
Die Serie mit einigen der aktuell besten US-KomikerInnen unserer Zeit (Tina Fey, Steve Carell, Will Forte) hat mich positiv überrascht und dann doch nicht bis zum Ende interessiert. Trotzdem kann ich sie empfehlen, weil das ein guter Fernsehabend war und Colman Domingo in meinem Leben nicht genug Screentime kriegen kann.
Es geht um drei Paare um die 50, College-FreundInnen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, aber trotzdem eins gemeinsam haben: Eheprobleme. Als Paar 1 auf eine Scheidung zusteuert, bekommen auch die Beziehungen von Paar 2 und 3 Risse. Das ist nicht so fies, wie es klingt, sondern liebevoll und oft wahrer erzählt, als man es sonst so kennt. Wem das zu nah am persönlichen Aggregatzustand ist, sollte es sich vielleicht sparen.
Läuft auf: Netflix
Pernille S5 (ab 15.5.)
Hierzu schrieb meine Kollegin, Podcasterin und Journalistin Anna Scholz, in ihrer Gastkolumne:
Das Besondere an dieser Serie ist, dass es eine female-driven Comedy ist, die aber nicht leicht und fluffig sein will. Gleichzeitig bedient sie auch nicht das Klischee der “messy woman”, die ihr Leben nicht im Griff hat. Was wir sehen ist: Alltag. Alltag einer Frau, die stets am Rande des Burnout balanciert, ein viel zu großes Herz hat und sich mit einem Ex-Mann rumschlägt, der ausschließlich um sich selbst kreist.
Besser kann man es nicht sagen.
Läuft auf: Netflix
Mehr von Anna:
Sirens (ab 22.5.)
Hier kommt so viel zusammen, was ich gut finde.
Nummer Eins: Julianne. Moore. Julianne Moore ist meine Nicole Kidman und ich würde selbst eine “Dann klappt es auch mit dem Nachbarn”-Werbung mit ihr immer wieder schauen.
Nummer Zwei: ein Plot, wie ihn nur die Glossy-Drama-Götter schreiben können. Devon (Meghann Fahy) besucht nach einem Knastaufenthalt ihre Schwester (Milly Alcock), die mittlerweile für eine undurchsichtige, wohlhabende Sektenführerin (Moore) auf deren dekadenten Anwesen an der US-Ostküste arbeitet. Keine weiteren Fragen (auch wenn der Pilot ein bisschen Klischee ist, aber das ist ja nicht immer schlecht).
Nummer Drei: Meghann Fahy. Die 35-Jährige ist auf dem Weg, sich irgendwo zwischen Moore und Kidman zu positionieren, was mir außerordentlich gut gefällt. Fahy wurde mit der zweiten Staffel The White Lotus bekannt und legte dann nach mit The Perfect Couple, einem soapigen Crime-Drama mit Nicole Kidman auf Netflix. Ihr Kinofilm Drop, bei dem sie zum ersten Mal die “number one on the callsheet” war, war ein sehr sehenswerter Psychothriller und ist aktuell im Kino zu sehen.
Läuft auf: Netflix
Der Trailer zu Drop.
And Just Like That S3 (ab 29.5.)
An dieser Stelle kann und will ich nur ein Plädoyer für das Sex and the City-Reboot halten. Ja, nicht alles ist perfekt. Kim Cattralls Abwesenheit ist schwer auszuhalten und es startete alles ein wenig behäbig. Aber ich finde, dass diese Serie sich traut, wirklich neue Wege zu gehen für Charaktere, von denen man dachte, man kenne sie in und auswendig (RIP Big) und manche Risiko-Entscheidungen zahlen sich eben nicht aus (RIP Che). Aber Themen wie Trauer, Identitätssuche in der zweiten Lebenshälfte und Rollen in Langzeitbeziehungen werden gut verhandelt.
In den besten Momenten ist die Serie ganz bei ihren Figuren. Die Szene bei der Beerdigung, wo erst Miranda ein Gedicht von Carrie vorliest und dann Bigs letzter Musikwunsch und Lieblingssong “Hello, it’s me” von Todd Rundgren läuft, ist einer der berührendsten Serienmomente der vergangenen Jahre für mich.
Nicht nur, weil das genau die Art von Rührseligkeit ist, die meine dramatische Persönlichkeit stimuliert, sondern weil die Art wie Carries FreundInnen sie auffangen in dieser existenziellen Krise, die Botschaft ist, die ich schon bei dem nicht immer gut gealterten Original schön fand: Nämlich dass unsere Freundinnen unsere wahren Seelenverwandten sind.
Ich hab leider nicht die ganze Szene gefunden:
Läuft auf: WOWTV
Auch zurück und von mir für gut bis sehr gut befunden:
Poker Face S2 (ab 8.5.)
Charlie Cale (Natasha Lyonne) hat eine Superpower, die ich auch gerne hätte: Sie weiß, wann Menschen lügen. Das hat sie beim Glücksspiel weit gebracht, so weit, dass ein besonders fieser Casino-Besitzer sie umbringen will. Auf ihrer Flucht gerät sie immer wieder in Situationen, in denen ihr diese Gabe hilft. Im Endeffekt wird sie ungewollt zur Privatermittlerin. Federführend ist Rian Johnson, der schon in der Knives Out-Franchise ein sicheres Händchen für unterhaltsame Murder Mysterys gezeigt hat. Außerdem sind so viele Gaststars am Start, dass es müßig wäre, sie hier aufzuzählen.
Läuft auf: WOWTV
Abbott Elementary S4 Batch 2 (ab 14.5.)
Mockumentary über die LehrerInnen an einer Schule in Philadelphia – völlig zurecht mit Emmys überhäuft.
Läuft auf: Disney+
Doctor Odyssey S1 Batch 2 (ab 14.5.)
Rosamunde Pilcher auf Koks, um mich mal selbst zu zitieren.
Läuft auf: Disney+
Aus der Kategorie interessant und gut besprochen:
Murderbot (ab 16.5.)
Alexander Skarsgard spielt einen Sicherheits-Androiden mit freiem Willen, der lieber Serien schaut als Menschen rettet. I get it.
Läuft auf: Apple TV+
Matlock S1 (ab 17.5.)
Schon wieder ein Reboot, aber dennoch: Matlock aus den Achtzigern und Neunzigern kenne ich nur als Programmankündigung von Kabel 1. In der Neuauflage ist Kathy Bates diejenige, die, sagen wir, ermittelt.
Läuft auf: Disney+
Dept Q (ab 29.5.)
Matthew Goode + britische Kriminalfälle – kommt auf die Liste fürs Sommerloch oder den nächsten Langstreckenflug.
Läuft auf: Netflix
NOSTALGIE-LISTENING (ausnahmsweise):
Kitchen Confidential (2000)
Anthony Bourdain, der Starkoch, der sich tragischerweise das Leben nahm, liest seinen Bestseller mit dem gleichnamigen Titel, eine autobiografische Reise durch seine Jugend an der Ostküste und seine Karriere in New Yorker Küchen. Schichtdienst im Russian Tea Room, Koks und Sex im Lagerraum, verbrannte Brücken und Finger – ich liebe alles an diesem Audiobuch. Bourdains Stimme, seine Matter-of-Factness, sein Durchhaltevermögen faszinieren mich und es ist die perfekte Begleitung für einen Roadtrip (oder die tägliche Pendelei).
Läuft auf: Da, wo ihr eure Audiobooks kauft, oder hier der Protipp – ich leihe es mir (immer wieder) über die Libby-App in der Bücherei aus – für 18 Euro Jahresbeitrag.
Happy Weekend und einen Bourdain-Summer,
Gesa
Meghann Fahy. That’s it, that’s the comment.
Wow, danke! Jetzt weiß ich gar nicht, was ich zuerst schauen soll 😱