Neulich saß ich nach einer langen Nacht mit zwei Freundinnen zusammen, wir redeten über dieses und jenes, besprachen zwischenzeitlich auch solches, und lachten uns halb tot über unsere trivialen, aber aus dem Leben gegriffenen Geschichtchen. Es wurde so albern, wir standen kurz vorm Klingelstreich.
Auf dem Nachhauseweg stellten sich mir zwei Fragen. Was esse ich jetzt und was werde ich schauen, wenn ich mit dem Essen vorm Fernseher sitze. Ich war amüsierwillig (ein Wort, das ich im Feuilleton des Kölner Stadt-Anzeiger vom Chef-Opernkritiker gelernt habe) und wollte dringend den Schwermut des bevorstehenden Montags in Schach halten.
Mir war nach etwas Unterhaltsamen und Kurzweiligen, auf keinen Fall ein dreistündiges Drama, oder noch schlimmer: eine realitätsnahe Doku. Zeit für etwas Schwachsinniges, noch nicht Adam Sandler, aber auch nicht zweimal um die Ecke gedacht mit 7000 Referenzen wie zum Beispiel Between Two Ferns.
Es folgen 4 1/2 Filme aus der Kategorie “Niederer Unterhaltungswert”, die trotzdem Freude bringen und die Aufmerksamkeitsspanne schonen:
1. Long Shot (2019)
Nicht alles von oder mit Seth Rogen ist ansehbar. Freaks and Geeks – ja klar. Knocked Up – fand ich eine Frechheit. Neighbors 1 + 2 – nur auf einem Langstreckenflug im Zeitraumkontinuum. Aber in den vergangenen Jahren war Rogen zunehmend an mehr Titeln beteiligt, die mir gefallen haben (Dumb Money, Platonic). Sein neuester Apple TV+ Film The Studio sieht sogar sehr gut aus.
In Long Shot geht es um den arbeitslosen Journalisten Fred (Rogen), der zufällig seine alte Babysitterin Charlotte wiedertrifft (Oscarpreisträgerin Charlize Theron, ausnahmsweise mal in einer Komödie zu sehen). Charlotte hat mittlerweile Karriere gemacht und ist Secretary of State. Als der aktuelle US-Präsident (Better Call Saul’s Bob Odenkirk!) ihr vorschlägt, sein Amt zu übernehmen, stellt sie Fred als Redenschreiber ein. Es knistert ordentlich zwischen den beiden, was weder Charlottes Beraterin (June Diane Raphael aus Grace & Frankie) noch der Image-Chefin (Lisa Kudrow aus Friends) gefällt.
Das Cast ist generell ein Highlight: In weiteren Rollen: O’Shea Jackson Jr. (Straight Outta Compton) als Freds bester Freund, Alexander Skarsgard (Succession) als Kanadischer Premier, Andy Serkis (Gollum in Der Herr der Ringe) als Medienmogul und irgendwann haben Boyz II Men noch einen Cameo.
Läuft auf: Amazon Prime
2. Mike and Dave Need Wedding Dates (2016)
Ich mag Zac Efron in Comedy-Rollen und wünsche mir, dass so Prestige-Titel wie Iron Claw eher Ausflüge bleiben. Es geht um zwei Brüder (Efron und Adam DeVine), die von ihrer Familie ins Gebet genommen werden, weil sie auf Familienfeiern ständig eskalieren. „Bitte, ihr braucht vernünftige Frauen als Dates, damit ihr euch nicht wieder daneben benehmt.“ Das wäre an sich eine völlig inakzeptable Prämisse, wäre es nicht so, dass die zwei Frauen, an die sie geraten, noch viel größere Draufgängerinnen sind (Aubrey Plaza und Anna Kendrick). Auf geht’s nach Hawaii, wo die jüngere Schwester der beiden heiraten will.
Das Elend nimmt seinen Lauf, viel metaphorisches und literales Porzellan wird zerbrochen. Am Ende bleiben ein paar unterhaltsame Einzeiler gemischt mit einigen Jokes, die zwar aus der Kategorie “Frat Boy Humor” stammen, aber an denen ich mich auch nicht weiter gestört habe. Und natürlich ein Happy End, weniger ertrage ich mit Kater nicht.
Läuft auf: Disney+
3. The Holidate (2020)
Das ist meine RomCom für “spät genug im Jahr, dass man schon wieder Spekulatius essen kann, aber zu früh für Christmas with the Kranks”. Wobei, es ist eigentlich mehr Com als Rom, was ja auch mal schön ist. Folgende Ausgangslage: Sloane (Emma Roberts) wird von ihrer Familie gepiesackt, weil sie seit Jahren Single ist und Thanksgiving alleine zum Truthahnessen antanzt. Das treibt sie in die Hände eines attraktiven Fremden (Luke Bracey), der fortan jeden Feiertag ihr Date spielt, von Ostern bis Halloween.
Der Fremde hat eigene Gründe für diesen Eiertanz, die ich gerade vergessen habe, die aber auch nicht weiter wichtig sind. Es ist alles ganz angenehm chaotisch, meistens schlagfertig und außerdem hat Kristen Chenoweth eine Gastrolle als überkandidelte Tante. Hin und wieder wird’s ein bisschen anzüglich, und da die raunchy Comedy kurz vorm Aussterben steht, kann ich diesen Titel nicht genug empfehlen.
Läuft auf: Netflix
4. About my Father (2023)
Wenn Robert De Niro Geld braucht, um sein Tribeca Film Festival zu finanzieren, meldet er sich freiwillig für den absoluten Oberquatsch. Aus dieser Not sind einige schlimme Filme entstanden (ich hoffe, niemand hier musste Dirty Grandpa schauen). Sein letzter Streifen reicht jedoch für einen langsamen Abend auf der Couch.
In About my Father geht es um einen Mittvierziger (Comedian Sebastian Maniscalco), der seiner Freundin aus gutem Hause einen Antrag machen will. Als er von seinen Schwiegereltern in spe über das 4. Juli-Wochenende eingeladen wird, muss er notgedrungen seinen schrulligen Vater (De Niro) mitnehmen, einen grummeligen Friseur, der vor Jahrzehnten aus Italien in die USA eingewandert ist. Vater und Sohn versuchen, sich den Gepflogenheiten ihrer neureichen GastgeberInnen anzupassen, geraten jedoch ständig in Bedrängnis oder aneinander.
Das funktioniert als Idee abbastanza bene, ziemlich gut. De Niro und Maniscalco haben bereits für The Irishman zusammengearbeitet und haben sichtlich Spaß am Klamauk. Diesen Film habe ich an Neujahr in kleiner Runde gesehen, mit Menschen, die nur noch geringfügig aufnahmefähig waren und es war herrlich.
Läuft auf: WOW/Sky
Jetzt zur 4 1/2:
Wir sind hier weder bei Kabel 1 noch beim Zac-Efron-Fan-Kanal, deswegen habe ich mich auf eine Efron-Comedy beschränkt. Weil’s aber aktuell ist und ich ihn gerade erst gesehen habe, hier mein Senf zu:
Ricky Stanicky (2024)
Es geht um drei Freunde, die seit Kindheitstagen jede Art von Fehltritt auf ihren imaginären Kumpel schieben. “Ricky Stanicky war’s!” Auch 25 Jahre später benutzen sie diesen Kniff noch als Ausrede, um vor ihren Familien zu flüchten (jetzt wisst ihr, warum der Film es nicht in die Top 4 geschafft hat). Ein bisschen lustig ist es schon, als sie einen dahergelaufenen Tunichtgut (John Cena) als Ricky verpflichten. Aber es bleibt doch ein bisschen sehr plöd und zu viel amerikanischer Vorstadt-Humor lässt an einem verkaterten Tag die Stimmung eher sinken, zumindest meine.
Läuft auf: Amazon Prime
Wem das zu viel Quatsch ist, dem sei noch mal diese wirklich sehr gute Thriller-Serie empfohlen oder dieser Actionfilm für Intellektuelle. Was diesen Monat sonst noch (an)läuft, erfahrt ihr hier und hier.